Soll ich mich vorstellen? Ist das wichtig? Nein ist es nicht.
Schreib, warum du hinfährst, wurde mir gesagt und schien mir auch einleuchtend. Dir als Leser meine Beweggründe zu beschreiben. Warum ich an die griechisch-mazedonische Grenze nach Idomeni gekommen bin. Normalerweise fallen mir zu so einer Frage intuitiv viele Gründe ein, die ich hier auflisten könnte. Doch stattdessen frage ich mich: Warum fahren nicht viel mehr Menschen hier her? Oder in andere Camps und Lager?
Ich möchte nicht leugnen, dass mich das Wort Camp stört, hat es doch einen Festival-Charakter oder etwas von Outdoor-Urlaub. Einzig der Matsch hier erinnert einen an ein Festival. Doch zurück zum Warum.
Es reicht mir eben nicht mehr, Beiträge zu teilen, in sozialen Netzwerken meine Kommentare zu platzieren und Bilder zu verbreiten. Ich möchte nicht mehr aus der Ferne zusehen und die Menschen bedauern, dabei meinen Latte Macchiato trinken und aus dem Fenster in meinen Garten schauen. Während in Europa, meinem Europa, Menschen in einer Viehverladehalle wohnen und ich mich für sie freue, weil dieser Teil der Flüchtlinge wenigstens bei Regen im Trockenen sitzt.
Also habe ich mich aufgemacht, selbst nachzusehen. Mich einzubringen. Dafür zu sorgen, dass aus Idomeni nicht das wird, was wir alle befürchten: das Ende von Europa.
Hier geht es weiter zu Tag 2: Die letzte Raststätte der Hoffnung.
Bilder: Elif Kahnert