Ein Selfie mit der Kanzlerin machte ihn im vergangenen Herbst zum Social Media Star. seinsart hat sich anlässlich des #NationalSelfieDays mit dem jungen Mann hinter dem Handy getroffen.
Die meisten kennen Dich nur als Gesicht neben Angela Merkel. Kannst Du Dich kurz vorstellen?
Mein Name ist Anas Modamani. Ich bin 18 Jahre alt und komme aus Damaskus, der Hauptstadt von Syrien. Seit September 2015 wohne ich in Berlin. Aber meine Familie ist noch in Syrien. Ich habe zwei Brüder und zwei Schwester, die noch immer in Syrien sind.
Wo wohnst Du, was machst Du hier in Berlin?
Erst habe ich in einem Flüchtlingsheim gewohnt, doch inzwischen lebe ich bei einer deutschen Familie in Ostberlin – in Biesdorf. Ich besuche eine Sprachenschule in Lichtenberg und lerne Deutsch. Außerdem fotografiere und schwimme ich gerne. Als ich noch in Syrien war, habe ich als Mechaniker gearbeitet.
Wie geht es Deiner Familie? Ist sie hier bei Dir?
Eine Schwester von mir hat Jura studiert und die andere Schwester Architektur. Leider wohnen sie immer noch in Damaskus. Das Haus meiner Familie wurde seit meiner Flucht bombardiert. Jetzt wohnen sie alle zusammen in einer sehr kleinen Wohnung in Damaskus.
Warum bist Du aufgebrochen und wie bist Du nach Deutschland gekommen?
Ich habe fünf Jahre Krieg in Damaskus erlebt und es war furchtbar. Letztes Jahr bin ich erst in den Libanon geflüchtet und dann von dort aus in die Türkei. Von Izmir aus bin ich mit dem Boot nach Griechenland geflohen. Das kleine Boot war voll besetzt, zu voll. 50 Menschen und ich sind beinahe dabei ertrunken. Von Griechenland aus ging es weiter nach Mazedonien, dann Ungarn, dann Österreich. Bis Süddeutschland braucht man etwa einen Monat. Einen Monat, den man nur läuft. Die ganze Odyssee war gefährlich und furchtbar.
Du hast die Kanzlerin getroffen, bist zu einer Ikone der Willkommenskultur geworden. Wie ist es Dir in Deutschland ergangen? Wie war die Ankunft hier vor Ort?
Viele Deutsche haben mir geholfen. Ich habe viele gute Menschen getroffen, denen ich sehr dankbar bin. Ohne solche Berliner wäre ich sicher verhungert. Das Zustand vor dem LaGeSo war unmenschenlich und menschenrechtswidrig. Ich habe im letzten Winter oft vier oder fünf Tage pro Woche von 4 Uhr morgens bis 18 Uhr abends dort gewartet und wäre beinahe erfroren.
Wie geht es Dir heute?
Jetzt wohne ich bei einer wunderbaren deutschen Familie in Biesdorf. Alle sind sehr gut zu mir. Ich bin zum ersten Mal wieder glücklich.
Welche Ziele hast Du für Deine nähere Zukunft?
Noch besser Deutsch lernen, eine Ausbildung als Mechaniker und neue Freunde kennenlernen. Ich wünsche mir eine gute Zukunft hier.
Das wünschen wir Dir von Herzen! Danke für das Gespräch!
Bilder: Anas Modamani
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