Bayreuth ist nicht nur der Ort der Richard Wagner-Festspiele! Auch das berühmte Markgräfliche Opernhaus dort erstrahlt jetzt wieder in neuem Glanz nach sechsjähriger Sanierung (für Kosten von fast 30 Millionen Euro inklusive technischer Aufrüstung). Es gehört zu den wenigen – und das ist ein Glücksfall der Geschichte – fast unbeschadet erhaltenen originalen barocken Theaterbauten des 18. Jahrhunderts und wurde im Jahr 2012 in die UNESCO-Liste des Kultur- und Naturerbes der Welt aufgenommen. Das Komitee der UNESCO war überzeugt vom Weltrang dieser Festarchitektur.

Mit der – schon zur Einweihung im September 1748 aufgeführten – Oper „Artaserse“ von dem zu dieser Zeit berühmtesten Opernkomponisten Johann Adolf Hasse wurde auch nach der Restaurierung am 12. April in Anwesenheit des neuen bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder (CSU) das Opernhaus feierlich eröffnet, und die Berliner Philharmoniker unter dem Dirigenten Paavo Järvi ließen es sich nicht nehmen, das diesjährige Europakonzert am 1. Mai in diesem kulturgeschichtlich bedeutsamen Ort zu geben.

Markgräfin Wilhelmine von Brandenburg-Bayreuth (1709-1758), preußische Königstochter von Friedrich Wilhelm I. und Lieblingsschwester Friedrichs des Großen, die aus politisch bedeutsamen Gründen in die enge Provinz nach Bayreuth verheiratet wurde, ließ dieses Opernhaus anlässlich der Hochzeit ihrer einzigen Tochter Elisabeth Friederike Sophie mit dem Herzog Carl Eugen von Württemberg errichten. Die kunstbesessene Markgräfin selbst war hochmusikalisch, komponierte, inszenierte, verfasste als Autorin Libretti und brachte internationale Ensembles an den Hof.

So schaffte sie es auch, die damals führenden italienischen Theaterarchitekten Giuseppe Galli Bibiena und seinen Sohn Carlo nach Bayreuth zu holen. Der im 17. Jahrhundert entwickelte Theaterbau in freitragender Holz- und Fachwerkkonstruktion mit einem in eine steinerne Gebäudehülle gesetzten Logenhaus wurde innerhalb von nur vier Jahren gebaut.

Durch eine aufwendige Reinigung der Holzoberflächen von den Ablagerungen der Insektenschutzmittel und Übermalungen des 20. Jahrhunderts konnte die ursprüngliche hellere Farbigkeit in Grün-, Blau- und Goldtönen wieder gewonnen und ein barockes Theatererlebnis authentisch nachempfindbar geschaffen werden. Ornamentale Malerei mit illusionistischen Effekten, lachende Putten, verschnörkelte Fruchtkörbe, Muschelmotive und Blütengirlanden, die die korinthischen Säulen umranken, Skulpturen der Götter und Musen der Künste bezaubern den in den Zuschauerraum eintretenden Besucher.

Der Deckenplafond mit dem Götterhimmel unter der Schirmherrschaft des Gottes Apoll fasziniert ebenso wie die spektakuläre Fürstenloge gegenüber der Bühne unter einem sich vorwölbenden Baldachin mit dem Brandenburger Adler und der Königskrone als Hinweis auf die königliche Abstammung der Markgräfin. Das Proszenium mit einer perspektivisch imponierenden, durch Gassen sich ausweitenden Tiefe wurde in der originalen Größe wieder hergestellt und ein in den 1930er Jahren installierter Einbau entfernt.

Das Opernhaus lässt sich jetzt sowohl beim Museumsbesuch erleben, wird aber auch während des Sommers wieder bespielt. Allerdings ist es aus Gründen des Denkmalschutzes im Winter geschlossen.

 

Bilder:

Written by Friederike Kramer

Friederike E. Kramer schreibt als freie Journalistin für die „Segeberger Zeitung/Kieler Nachrichten“ im Kultur-Bereich. Sie studierte Englisch, Französisch und Dänisch, lebte in Paris und Kopenhagen und arbeitete für bekannte Kultur-Festivals und Kultur-Stiftungen.

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