Diese Artikelserie „Die magnetische Kraft der Frau“ widme ich gründungswilligen und selbstständigen Frauen, um sie zu motivieren, sich auf ihre weiblichen Stärken zu besinnen und mit Leichtigkeit alles anzuziehen, was sie möchten. Ich möchte Sie an meinem theoretischen Gedankengang teilnehmen lassen und Ihnen mit praktischen Übungen, Beispielen und ausführlichen Schilderungen die spannenden Möglichkeiten näherbringen, die sich Ihnen bieten, wenn Sie ihre eigene Magnetkraft entwickeln und einsetzen!

 

Warum sind Frauen magnetisch? Und warum ist das gut?

Alles begann, als ich mich 1999 selbstständig machte und diverse Bücher zum Thema Existenzgründung studierte. Ich konnte mich einfach nirgends so richtig wiederfinden. „Am Anfang müssen Sie sich kritisch fragen, ob Sie gewillt sind, mehr zu arbeiten, mit ungewissem Einkommen, mit mehr Verantwortung und hoher Disziplin. Wenn Sie diese Punkte für sich mit Ja beantworten können, benötigen Sie eine Planung, einen Finanzplan und eine Geschäftsgründung.“ (Quelle: Berufszentrum) So unromantisch und trocken klingt meistens das Thema: “Wie mache ich mich selbstständig?

Begriffe aus der Jagd- oder Militärsprache, wie man sie im Marketing- und Akquisebereich zuhauf findet, wie „harter Existenz-Kampf“, „die feindliche Welt da draußen“, „Positionsbestimmung“, „Marschrichtung“, „Kampagne“, „flankierende Maßnahmen“, „Ziel-Gruppe”, „Fokus“, „scharfe Konkurrenz”, „Ellbogen einsetzen“, „den Sack zumachen“ oder ähnlich martialisch klingende Anweisungen und Checklisten, was alles getan werden muss, sprechen viele Frauen nicht an. Kein Wunder, dass Frauen, wenn ihnen derartige „Tugenden“ und Einstellungen abverlangt werden, sich verunsichert und abgeschreckt fühlen. In vielen Gründerinformationstexten werden solche Glaubenssätze als unumstößliche Voraussetzung für den selbstständigen Erfolg dargestellt.

Die meisten Frauen verspüren in ihrer Arbeit jedoch keinen „Jagdinstinkt“. Wir möchten weder lernen, Fallen auszulegen, noch uns auf die Lauer legen, um Kunden zu erlegen. Es muss auch nicht dauernd „vorwärts!“ gehen. Erst recht möchten wir nicht um Kunden mit Konkurrenten rivalisieren.

Viele Frauen haben, und das stelle ich immer wieder in unseren Akquise-Clubs fest, eine Art natürliche „Beißhemmung“. Die Vorstellung, den Kunden als Beute zu sehen, auf den frau sich stürzt, ist für viele Frauen einfach absurd. Forderungen zu stellen und sich Bedürfnisse zu erfüllen, bekommen wir schon als kleine Mädchen aberzogen. Genauso schickt es sich nach wie vor nicht, und sie verlieren ihren Status, wenn Mädchen Jungs anmachen. Stattdessen investieren wir in unsere magnetische Anziehungskraft und schaffen mithilfe von Outfit, Kriegsbemalung, Haltung und Bewegung ein magnetisches Feld, das so hoffen wir, die/den Richtigen anzieht.

Die Emanzipationsbewegung hat dieses Verhalten jahrzehntelang angeprangert. Genau das würde uns zum fremdbestimmten Lustobjekt machen. Damit haben wir aber das Kind mit dem Bade ausgeschüttet, behaupte ich. Denn wenn wir das bequeme Magnetleben aufgeben, müssen wir raus aufs Schlachtfeld. Und dazu sind wir nach wie vor nicht ausgerüstet. Weder technisch (Beißhemmung, fehlende Ellenbogen), noch im Hinblick auf unsere Einstellungen und Werte.

 

Dornröschen im Wolfsrudel

Unser Anliegen ist es, und das bestätigen viele Frauen in meinem Unternehmerinnen-Netzwerk „Femme Total“, mit unseren Produkten und Dienstleistungen die Menschen darin zu unterstützen, ihr Leben so zu leben, wie sie es wollen. Harmonie, Kreativität, Vielfalt und Erfüllung sind die Werte, die die meisten selbstständigen Frauen, laut Studien, in ihrer Arbeit anstreben. Sie möchten ihre Arbeit so gut machen, dass die Kunden einfach kommen. Gründerinnen möchten sich auf ihr Projekt konzentrieren, ganz darin eintauchen und schließlich irgendwie von den richtigen Kunden gefunden werden. Wie Dornröschen im hintersten Schlossgemach.

Wer sagt, dass diese Herangehensweise nicht professionell ist? Das ist Magnetkraft pur. Wenn der Magnet funktioniert! Es kommt auf die klare Ausrichtung an. Bei Dornröschen hat es jedenfalls gut geklappt. Wie könnte es bei Ihnen klappen? Für Männer ist Selbstständigkeit, überhaupt das ganze Berufsleben, ein harter Kampf. Wie Krieg eben. Sie gehen auf die Jagd, um Beute zu schlagen. Dabei sind sie meistens in ihrer Kraft, in ihrem Element!

Viele Männer identifizieren sich mit Werten wie Biss, Durchsetzungskraft, Status und dem Recht des Stärkeren. Stichwort „Wolfsrudel“. 
Sie lieben es, sich durch Mut, Stärke und Leistung hervorzutun. Sie wollen vorwärts, hassen Stillstand. Sie sind fokussiert, engagiert, aktiv. Es geht ihnen um die Erfüllung von Aufgaben. Messlatten aller Art sind wichtig, um ihren Erfolg beweisen zu können. Sie sind darauf aus, Erfolg zu haben, eben „Beute“ zu schlagen, um Anerkennung und Entschädigung zu bekommen. Das ist für sie völlig okay – und für uns Frauen ja auch, wenn sie uns die Beute vor die Füße legen.

Die meisten Männer reden auch gern und mit jedem über ihre Umsätze, die Anzahl ihrer Mitarbeiter und die Größe des Unternehmens.
Welche Frau hat man je so sprechen hören? Das ist für viele Männer ganz normales „social ranking“. Wer ist der Größte, Beste, wer hat den Längsten? Sie lieben Hierarchien, das macht das Leben einfach. Jeder hat seine Position und weiß, was dort zu tun ist. Die Verantwortlichkeiten sind klar geregelt.

Das funktioniert bei Frauen meistens anders. Finanzen sind unter Frauen ein Tabuthema. Keine möchte Neid erregen, oder sich in die Karten (Pötte!) schauen lassen, denn Frauen wollen in Frieden und Harmonie leben. Uns geht es um die gute Stimmung. Das vermittelt ein Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit. Wie in der Familie. Dazu knüpfen wir Verbindungen in alle Richtungen, um tragfähige soziale Netze zu bilden. So entsteht ein magnetisches Feld, mit dem wir Geschäftspartner, Freundinnen, InteressentInnen und Kunden anziehen.

Unterschiede, wie die von Status, Geld und Hierarchie würden die Balance von Geben und Nehmen innerhalb des Netzwerks (wie innerhalb der Familie) stören. Hier heißt es: „Gleich und gleich gesellt sich gern.“ Also spielen die Erfolgreichen ihre Triumphe lieber herunter, als damit anzugeben. Das birgt aber die Gefahr von Angst- und Mangeldenken.
Wir haben gelernt, dass wir alles im Leben zurückbekommen. Besonders das Schlechte.
Deshalb suchen wir auch im Business immer Win-Win-Strategien, möchten keinem schaden.

Wir stellen uns hübsch bescheiden und klein auf, stellen unser Licht unter den Scheffel, wollen niemandem auf die Füße treten. („Brave Mädchen kommen in den Himmel…“) Damit möchten Frauen Sicherheit und Versorgung (Liebe) erreichen. Und Anerkennung für ihren Verzicht erhalten. Wie in der Familie. Die gute Tochter sein. Das schwächt aber die Magnetkraft und wir überlassen anderen die Macht!

 

Raus aus der Aschenputtelfalle!

Und da liegt der Haken. Die Kunden reagieren anders als Familienmitglieder. Sie möchten nicht „dankbar“ sein, weil wir den eiligen Auftrag so fleißig und aufopfernd noch am Wochenende erledigt haben. Sie bleiben einfach weg, wenn das nett gemeinte, günstige Angebot sie trotzdem nicht anspricht. Und frau kann sie weder durch Bauchpinseln, noch durch Schmollen zum Kaufabschluss bringen. Wenn sie es tut, verliert sie ihren Status – und den Respekt des Kunden. Würden Frauen ihre Magnetkraft stärker entwickeln, so bräuchten sie sich nicht erfolglos und ineffektiv auf unfruchtbaren Feldern abzurackern. Also raus aus der Aschenputtelfalle!

In der Unternehmerinnen-Netzwerkrunde schmunzeln wir, wenn mal wieder eine Neue erklärt, die Werbung solle jemand anderes für sie machen. „Das kann dir keiner abnehmen“, bekommt sie dann zu hören. Das ist genau die Existenzgründungsaufgabe: sich klar zu positionieren und Flagge zu zeigen (Eigentlich auch wieder ein militärischer Begriff! Hm. Na okay.)

Die wichtigste Aufgabe für eine Gründerin ist, ihr einzigartiges Produkt/ihre hervorragende Dienstleistung, das/die ein elementares Kundenbedürfnis befriedigt, optimal zu platzieren und in der richtigen Art nach außen hin zu kommunizieren. Positionierung, Profilierung und Inszenierung sind die 3 Schritte zum Erfolg. Das entspricht in etwa der Herstellung und dem Aufbau eines Dauermagneten. Dieser besteht aus unzähligen kleinen Elementarmagneten, in denen sich jeweils ein Elektron in eine Richtung um einen Atomkern bewegt. Wenn sich die Elementarmagneten nicht in dieselbe Richtung bewegen, kann kein Magnetismus entstehen. Um dauerhafte Magnetkraft zu erreichen, müssen die richtigen Metalle gefunden und kombiniert werden, die durch die Bewegung aller ihrer Elementarteilchen in dieselbe Richtung ein elektrisches Feld erzeugen.

Hier müssen viele Frauen häufig noch hinzulernen. Es mangelt ihnen nicht an Ideen und Motivation, aber in der Umsetzung fehlt das Selbstvertrauen. Sie lassen sich zuviel durch ihr Umfeld ablenken und aus dem Konzept bringen. Das birgt die Gefahr der Verzettelung.

Vor allem Werbung für sich zu machen fällt vielen Frauen unendlich schwer. Sie können nur schwer zwischen sich als Person und ihrer Dienstleistung unterscheiden. Eine Aufgabe zu erledigen, „nur“ um Geld damit zu verdienen, fällt der „guten“ Tochter schwer. Zu sehr ist die Identität mit der Botschaft verbunden. Es fühlt sich an wie Prostitution, zum Hörer zu greifen und einen Kunden von objektiven Qualitäten zu überzeugen, und direkt zum Kaufabschluss zu kommen.

Und so kommt es immer wieder, dass Frauen sich besonders am Anfang ihrer Selbstständigkeit ständig defizitär fühlen, als ob sie im falschen Film sind. Nach außen hin mimen sie im Hosenanzug verkleidet die „Unternehmerin“, leisten der Bank gegenüber Lippenbekenntnisse über Erfolgsprognosen, an die sie selbst nicht glauben und treiben mit ihrem Steuerberater Unzucht mit Zahlen (nennt sich Businessplan), weil man das von ihnen erwartet.

Innerlich zweifeln sie stark an alledem, was sich in geringen Bankkreditforderungen, unscheinbaren Visitenkarten und so gut wie keinem Werbeetat zeigt. Eigentlich wollen sie doch einfach nur etwas Schönes, Sinnvolles mit ihrem Leben gestalten, die Welt retten und endlich glücklich sein! Aber das ist ja nicht professionell.

„Was, damit willst du Geld verdienen?“ wird die angehende Feng-Shui-Beraterin oder Astrologin von ihrem Mann und im männlichen Freundeskreis ungläubig gefragt. „Wer will schon so was haben?“ (Sie bestimmt nicht!)

„Du bist ja süß! Aber so macht man das doch nicht!“ (Bunte Visitenkarten, Homepages mit schöner Musik…)

„So kannst du doch kein Geschäft aufbauen.“ (niedrige Preise, Rabatte, Schnupperstunden…)

„Lass mich dir mal erklären, wie man das richtig macht!“

Und wehe, frau folgt diesen Ratschlägen. Dann steht sie schnell zwischen zwei ganz unterschiedlichen Ansätzen und verhindert ihren Erfolg. Wenn sie sich versteckt und sich im vorauseilenden Gehorsam nach männlichen Kriterien aufstellt, führt das z.B. zu vollkommen unpersönlichen, langweiligen „me too“-Homepages, oder großformatigen Hochglanz-Flyern, auf denen man durch gestelzte Wortwahl und Wischi-Waschi-Formulierungen irregeleitet wird zu glauben, es handele sich um ein überregional agierendes Profi-Team, obgleich im Impressum nur eine einzelne Frau angegeben ist.

Dies entspricht eher dem männlichen Ideal des Pfauenrades oder Löwengebrülls. Die so „beratene“ Frau gerät in einen zermürbenden Konflikt zwischen überproportionierter Außendarstellung und geringem Selbstwertgefühl als Anfängerin. Das birgt die Gefahr der Entfremdung von sich selbst.

 

Im nächsten Teil dieser Serie sehen wir uns meinen „Magnetansatz“ an, das unverzichtbare Spiel zwischen Standbein und Spielbein, neueste Erkenntnisse aus der Hirnforschung und die atemberaubende Kraft der Inneren Erlaubnis. Ich freue mich auf Sie!

 

Titelbild: Canis lupus, Nationalpark Bayerischer Wald, Deutschland (Foto: Martin Mecnarowski; CC BY-SA 3.0; www.photomecan.eu)

 

Written by Jenison Thomkins

Jenison Thomkins ist NLP-Lehrtrainerin, Coach, Buchautorin und Gründerin von Femme Totale, einem Netzwerk für Frauen in kreativen und beratenden Berufen. In ihrem Atelier im Herzen Kölns bietet sie Ausbildungen, Seminare und Coachings an.

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