Es ist etwa 10:30 Uhr und ich sitze hier in einer der kleinen Bäckereien am Meer. Mit den Hamburger Jungs habe ich mich hier für elf Uhr verabredet. Gleich kommen sie, um mich mit dem Auto abzuholen. Als der dunkle VW-Kombi vor mir erscheint, habe ich es nicht mehr so eilig wie noch ein paar Stunden zuvor.

Während der Fahrt stellen wir uns gegenseitig vor. Jarek Dura ist dabei, einen Film über das Camp zu machen. Er will sich als Filmregisseur weiterentwickeln. Bislang ist Jarek für außergewöhnliche Rap-Videos bekannt, die er professionell produziert hat. Sein Kameramann Leo kommt aus Düsseldorf.
 Leo ist einer dieser langen, höflichen und gutaussehenden Studenten, in den sich die Mädchen in seiner Schule bestimmt scharenweise verliebt haben. Er hat mit seinen 24 Jahren schon ein Studium in Schnitt oder dergleichen abgeschlossen. Jetzt wird er Kameramann. Der dritte im Bunde ist Sebastian. Ihn kann ich nur schwer beschreiben. Auf den ersten Blick wirkt er topfit. Er ist überfreundlich und sehr hilfsbereit. 
Was auch immer seine Aufgabe hier in diesem Team ist, Sebastian ist auf jeden Fall der tragende Punkt in unserer 4er-Kombi. Er ist ein klassischer Dynamo. Seine Energie sollte auch in den folgenden Tage bis auf eine Ausnahmesituation nie nachlassen.

Nach einer Tasse Tee in einem Café in der Innenstadt fahren wir direkt zum Camp. Auf dem Weg dorthin erzählten mir die Jungs, dass sie zum Zeitpunkt unserer Begegnung noch nicht einmal fünf Minuten in Calais waren. Ich bemerke, dass Sebastian mich fragend ansieht, als würde er dasselbe denken wie ich. Das war niemals ein Zufall! Ich glaube an so Sachen wie das Schicksal oder Vorsehung. Deswegen glaube ich auch, dass es sein sollte, dass wir unseren Weg zusammen gehen werden. Diese Jungs stehen für eine gute Sache ein. Deswegen werde ich sie, so gut es mir möglich ist, unterstützen.

seinsart | Fussball im Dschungel von Calais

 

 

 

 

 

 

 

 

Am Camp angekommen, treffen wir auf sudanesische Jungs, die Fußball spielen. Sebastian lässt den Wagen einfach auf der Straße stehen und springt heraus, um mitzumachen. Ich setze mich auf einen Stein, um mir die Szene anzusehen. 
Da spielen ca. 10 Jungs mit einem abgewrackten Ball. Sebastian ist jetzt schon einer von ihnen. 
Hat Sebastian wohl gesehen, dass einer der Flüchtlinge, mit denen er am Kicken ist, keine Schuhe trägt? Hat er die Beamten oben an der Brücke stehen sehen?
 Haben die Beamten auch Kinder? Oder wollen sie sich am Ende wie Sebastian am liebsten mit diesen Jungs hier wirklich auseinandersetzen?

Leo gibt mir ein Zeichen, mit ihm ins Camp zu gehen. Sie erzählen mir von ihrem letzen Besuch und ich mache sie neben Eli auch mit meinen anderen Freunde hier im Camp bekannt. Wir gehen an den Volontären vorbei und versuchen ein Interview zu bekommen. Die Leute von der medizinischen Abteilung im Camp betreuen die Flüchtlinge, soweit sie können. Sie machen wichtige und ernste Arbeit. Deswegen reagieren sie ein wenig genervt, als wir sie wie andere um ein paar Statements bitten.

seinsart | Frewillige Helfer im Camp von Calais

 

 

 

 

 

 

 

 

Ich konnte mir bis dahin bei weitem nicht vorstellen, wie vielen Journalisten ich ich hier in Calais begegnen würde. 
In den letzten Tagen habe ich Presseteams aus Brasilien, Japan, Korea, Canada, Schweden, Italien, Griechenland, Tschechei und Irland kennengelernt.
 Da kann man die Leute gut verstehen, wenn sie es leid sind, wie Tiere im Zoo fotografiert zu werden. 
Manche der Fotografen und Kameramänner haben einfach ihr Equipment ausgepackt und sind filmend und fotografierend durchs Camp gelaufen. 
Bei einem englischen Journalisten ist das wörtlich ins Auge gegangen. Die Polizeibeamten, die oben am Zaun zur Autobahn stehen, sind nur zur Sicherung der Autobahn da. Die greifen nicht ein, wenn ganz hinten am Horizont mal ein Journalist was auf die Fresse bekommt. In den meisten Fällen ist er ist er selber daran schuld. In anderen Fällen aber greifen Sie durchaus ein.

 

„I am not animal!“

Es gibt ein Codewort im Camp. Den Dugar. Ein Dugar ist die Möglichkeit, in einem LKW nach Großbritannien zu kommen. Diesen Code benutzen Flüchtlinge im Dschungel, wenn an der neben dem Camp liegenden Autobahn ein Stau entsteht. Dann rennen alle hoch, um irgendwie an die LKWs heran zu kommen. 
Genau wie jetzt. 

Das ist ein unglaubliches Gefühl. Die beiden Polizisten, die eben noch so herrisch am  Zugang zur Autobahn gestanden haben, sind auf einmal so unbedeutend und so weit weg von dem Scheriff, den sie vor einer Minute noch markiert haben.

Hunderte Flüchtlinge rennen nun im Camp an mir vorbei. „Dugar, Dugar!“ rufen sie voller Hoffnung. Dieses Gefühl real mitzuerleben, ist unbeschreiblich. Ein bisschen so wie früher im Fußballstadion, als die Polizei immer hinter uns herlief. Nur das hier ist kein Spiel. Menschen sind bereit, ihr Leben für eine Einreise ins Vereinigte Königreich zu riskieren. Es sind schon einige im Inneren der Laderäume der LKWs erstickt.


Hunderte Flüchtlinge rennen im Camp an mir vorbei. „Dugar,
Dugar!“ rufen sie voller Hoffnung: Ein Stau auf der Autobahn.

Die Menschen werden jetzt alles stehen und liegen lassen, um in einem der LKWs auf die ersehnte Insel zu kommen.
 Sebastian zieht mich mit seiner Hand aus meinem kleinen Nirvana heraus und ruft, ich solle ihm folgen. Wir rennen zusammen mit den Flüchtlingen die Anhöhe zur Autobahn hinauf. 
Es sind sicher schon einhundert LKWs im Stau. Die LKW-Fahrer sind hilflos. 
Jeder LKW wird aufgemacht. Die Flüchtlinge sehen zuerst auf den Lieferschein, der auf den Gütern im Inneren der Ladefläche hängt. Wenn UK draufsteht, klettert der erste hinein. 
Der Ernst der Lage verbietet uns, das Miterlebte zu filmen; jetzt keine Spielchen auf dem Rücken der Flüchtlinge. Wir packen unsere Kameras weg und entscheiden uns wortlos dafür, den Menschen in die Laderäume zu helfen. Unter ihnen auch zahlreiche Kinder und Frauen.

seinsart | Die Flüchtlinge besteigen die LKWs

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Plötzlich wird alles ganz still. Was ist da vorne nur los?
 Wir laufen zum Anfang des Staus. Dort stehen Hunderte von Flüchtlingen etwa 100 Grenzpolizisten gegenüber. Sie rufen immer wieder den Slogan „I am not animal!“ 
Die Beamten stehen regungslos da und lassen die Flüchtlinge eine halbe Stunde dort auf der Bahn demonstrieren. Der Stau wird immer länger.
 Ich gehe im Stau zurück, um ein paar der Fahrer zu interviewen. Ganz hinten erzählt mir ein englischer Motorradfahrer, dass er es an ihrer Stelle genauso machen würde. Er fahre wöchentlich an der Autobahn entlang und sieht immer wieder das Camp, das sich mit der Zeit wie ein Dschungel ausbreitet.

In diesem Dschungel leben aber nicht wie üblich wilde Tiere. Hier leben Menschen. Menschen, die genauso ein Recht auf Freiheit und ein sicheres Leben haben wie jeder andere auch.
 Die haben einfach nur nicht das Glück gehabt, in einem wohlhabenden Land geboren zu sein.

Vom Beginn der Schlange ist nun immer lauter die Stimme einer Frau zu hören. Ich unterbreche mein Gespräch, um wieder zu der Demonstration zu gelangen. 
Die Polizei ist dabei, Gasflaschen gut durchzuschütteln, um die Demonstrierenden damit zu bedienen. Es sind mittlerweile nicht nur Beamte und Flüchtlinge auf der Bahn. Auch eine Menge Kameras und Redakteure sind dort. Ein paar von den Volontären haben sich ebenfalls auf die Autobahn  getraut.

Zwei Jungen fahren auf Fahrrädern auf dem Asphalt an mir vorbei; in ihrer Heimat ist es wahrscheinlich nicht verboten, auf der Autobahn fahrradzufahren. Durch das Funkgerät eines Beamten neben mir höre ich eine letzte Warnung an die Menschen auf der Autobahn. Dann geht es los. 
Die Beamten formieren sich und gehen wie die Legionäre aus dem alten Rom abwechselnd zwischen Schritt und einem Trommelschlag auf ihr Schild vorwärts in Richtung der Demo.

 Der erste Schlag gilt meinem Handy. Ich hatte versucht ihn zu
filmen. Den zweiten bekomme ich auf meine linke Hand.
Und den dritten Schlag spüre ich schon bald im Bauch.

Jetzt geht alles recht fix. Ein Beamter sprüht ordentlich Gas in die Menge. Es wird laut. Die Szene gerät außer Kontrolle. Die Polizei greift immer härter durch. 
Ein Flüchtling legt sich einfach auf den Boden. Er hat zu viel Gas abbekommen. Vor meinen Augen wird er heftig an seiner Kleidung in Richtung der Böschung gezerrt und dort heruntergestoßen. Ich spüre, wie die Wut in mir aufsteigt. Eigentlich wollte ich nicht wieder in den Pulk hinein. Ich habe heute keinen Appetit auf Schläge. Aber nach dieser Szene ja hat der rote Teufel auf meiner Schulter gewonnen.

Ich gehe von der Autobahn herunter, um wieder von hinten an die Flüchtlinge zu gelangen. Dort stehen 98 hellhäutige Beamte und zwei farbige Beamte. Im Augenblick schlägt nur der farbige auf die vor ihm stehenden Afrikaner ein. Ich versuche ihn zur Rede zu stellen. Keine Chance. Er versucht mich sogar des Platzes zu verweisen. Also mustere ich ihn. Er ist mindestens 190 cm groß und sieht sehr gepflegt aus. Sein Bart und seine Haare sind fein gestutzt. Die Menschen, denen er die ganze Zeit mit seinem Knüppel auf die Köpfe und in ihre Rippen schlägt, würden sicherlich auch gerne so aussehen wie er. 
Das versuche ich ihm zu sagen. Mehr nicht.

 

„These are your own people. Stop beating them!“

Jetzt hört er auf, zu schlagen und dreht sich zu mir herum. Der erste Schlag gilt meinem Handy. Ich hatte versucht ihn zu filmen. 
Den zweiten bekomme ich auf meine linke Hand. Und den dritten Schlag spüre ich schon bald im Bauch. 
Das ist nicht schlimm. Ich kann das ab. Die anderen haben viel mehr abbekommen. Ich denke an meinen Personalausweis. In einer Situation wieder dieser ist er plötzlich völlig überflüssig. An mir läuft Victoria, eine Volontärin aus dem Camp, vorbei. Weinend hält sie sich die Hände vors Gesicht. Der Beamte hat sie mit dem Gas – ebenso wie die Hamburger Jungs und die anderen Volontäre – nicht verschont. Sie haben keine Augen mehr für Menschen; stattdessen machen sie nur noch, was ihnen gesagt wird.

Victoria erzählt mir beim Heruntergehen auf der Böschung, dass sie aus England ist und ein paar Tage frei hat. Sie wollte einfach herkommen und irgendetwas Sinnhaftes für die Flüchtlinge tun. Das Gas nehme sie gerne in Kauf, solange es einen der Flüchtlinge verschont muss. 
Victoria ist Tattoo-Künstlerin aus einer kleinen Stadt an der englischen Südküste. Als ich über ihre Erzählungen lache, sieht sie mich ein wenig traurig an. Ich wische ihr die Tränen aus ihrem Gesicht und nehme sie in den Arm.

seinsart | Sebastian hat Tränengas abbekommenPlötzlich kommt Sebastian auf mich zu. Er geht sehr langsam. Das kennt man eigentlich gar nicht von ihm. Sein Gesicht ist leicht geschwollen. Ich hab ihn in der Nähe des Gases gesehen. Er war die ganze Zeit bei irgendwelchen Schwächeren und hat versucht, sie zu schützen. 
Sebastian ist in der kurzen Zeit, in der wir hier waren, eigentlich nur im Interesse der Flüchtlinge unterwegs gewesen. 
Jetzt braucht er selber Hilfe. 
Es ist unheimlich, ihn so zu sehen. Um ihn einzufangen, will ich mich aufrichten. Aber er lässt es nicht zu. Traurig setzt er sich neben mich und bricht in Tränen aus.

„Das ist ungerecht. Das hat er nicht verdient,“ sagt einer der Flüchtlinge, die sich unten an der Brücke nach und nach um uns herum versammeln. Er hatte  Sebastian da oben gesehen. Er ging auf Sebastian zu, um ihm die Hand zu reichen. Nun kommen immer mehr  Flüchtlinge um uns herum, um sich neben uns auf den Boden zu setzen.

Die Dinge, die sie in den darauffolgenden Minuten über Sebastian sagen, sagt man eigentlich nur über Engel.

Eigentlich ist das eben eine sehr hässliche Szene gewesen. Doch das, was hier gerade zwischen zwei Dutzend Menschen geschieht, ist pure Freundschaft. Und Freundschaft ist durch nichts einzuschränken und somit auch niemals hässlich.

An dieser Stelle denke ich wieder an meine Freunde, die mir von dieser Reise abgeraten haben. Ich bin sehr glücklich darüer, nicht einen Moment an meinem Vorhaben gezweifelt zu haben. Hier wächst mein Verständnis jede Minute.
 Sebastian kenne ich noch nicht einmal 24 Stunden. Aber ich fühle ihn jetzt schon mehr als manch anderen, den ich seit 24 Jahren kenne. Bei ihm bin ich mir sicher, dass er ein Freund ist.

Als Leo und Jarek zu uns kommen und uns erzählen, dass keiner von ihnen verschont geblieben ist, legt sich die Situation ein wenig.

 Wir gehen durchs Camp. Ein paar der Flüchtlinge begleiten uns. Sie geben uns das Gefühl, ihre Gäste und somit willkommen zu sein. Durch die Ereignisse auf der Autobahn erkennen uns viele der Einwohner des Camps als ihre Freunde an, nicht bloß als Journalisten, die auf ein gut verkäufliches Foto aus sind. 

Mit dieser Kraft gehen wir zu den Afghanen.

Die Afghanen, sagt man uns, lassen sich nicht fotografieren. Von niemanden. Die haben sich dort ein richtiges Restaurant aufgebaut. Das ist zwar wie alle andere Bauten hier aus Holz und Planen zusammengeflickt, aber auf den Geschmack und den Geruch ihrer Gerichte hat das keine Auswirkung. Wir betreten das Restaurant, verführt vom Geruch der persischen Küche und wild darauf, ein landestypisches Gericht zu kosten. 
Jarek gibt das Essen aus. Für ein komplettes Menu mit Fleisch, Reis, Salat und Getränk macht das schlappe 4 Euro pro Person. In Deutschland würde eine solche Gaumenfreude sicher wesentlich mehr kosten.

seinsart | Das afghanische Restaurant

 

 

 

 

 

 

 

 

Während wir auf das Essen warten, gehen wir immer mehr mit dem Betreiber des Restaurants auf Tuchfühlung. Er erklärt uns, dass er keine Interviews geben will, weil seine Leute in den Medien ständig falsch dargestellt würden. Jarek bittet ihn, genau dies in die Kamera zu sagen. Ali, so heißt der Betreiber, der in seiner Heimat übrigens Ingenieur für irgendetwas war, willigt ein.

Nun dürfen wir die Afghanen fotografieren und aufnehmen. 
Während er unsere Gerichte zubereitet, erklärt uns Ali die Situation seiner Leute. Unsere Haltung gibt ihm immer mehr Vertrauen. 
Also kommt er nach dem Essen auf uns zu und lädt uns ein, in einer Stunde zu einem von seinen Leuten ausgerichteten Fest zu kommen, um ein paar Bilder zu machen.

Ich werde diesen Augenblick nicht vergessen. Mit einer afghanischen Fahne in der Hand tanzen etwa 150 Menschen im Kreis. Den Tanz der Afghaner kenne ich aus Deutschland von meinen afghanischen Freunden. Doch ich habe niemals Menschen so frei tanzen sehen, obwohl sie ein derart großes Problem mit sich führen.

seinsart | Das Fest der Afghanen in Calais

 

 

 

 

 

 

 

 

Eine Sache habe ich im Dschungel besonders gerne herausgefunden. 
Normalerweise legt man 95% der Menschen, die man kennenlernt, nach ein paar Monaten ab, weil sie nicht wirklich zu einem passen. 
Im Camp ist das nicht so. Hier spart man sich diese Kennenlern-Phase. Ich habe dort nicht eine einzige menschliche Enttäuschung erlebt. Einige der besten Menschen aber, die ich dort kennenlernen durfte, sind die Volontäre, die privat dorthin gelangt sind.

Eine von ihnen ist Victoria aus dem Saarland. Sie ist eine rothaarige, junge Studentin. Um ihren Masterstudiengang in Architektur zu beenden, studiert sie an der Uni in Brüssel. 
Victoria hat eine Art Ofen konzipiert. Dieser besteht aus einer großen und einer kleinen Gemüsebüchse. Die kleine Büchse ist wie eine Art Schornstein für den Rauch in die große Büchse hineingesteckt.

seinsart | Victorias Flüchtlingsofen

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Darin können die Flüchtlinge Holz verbrennen, wenn es im Winter kalt wird. Kochen kann man damit auch.
 Sowas find ich Klasse. Victoria hat nicht viel Geld, um zu helfen. Aber sie hat eine wirklich sinnvolle Idee. 

Neben ihr habe ich Hagen kennengelernt. Der kam. glaube ich, aus Brüssel – mit dem Fahrrad. Als er nach Calais aufbrach, hatte er noch keinen bestimmten Plan. Aber er wollte die Berichte im Fernsehen nicht tatenlos mitansehen. Nun macht er sich nützlich, wo er kann.

seinsart | Drew aus London lehrt Englisch im CampEine weitere Bekanntschaft, Drew, ist Engländer und Lehrer in London. In seinen freien Tagen kommt er ins Camp, um den Flüchtlingen die englische Sprache beizubringen. In einem kurzen Interview versuche ich Drew ein Statement zu David Cameron oder den Polizeibeamten abzugewinnen. Doch Drew bleibt sachlich und begrenzt sich auf die Angelegenheiten, auf die er selbst Einfluss hat.

Bill, ebenfalls Engländer, ist Biophysiker. Er verknüpft Menschen im Camp sinnhaft miteinander. Momentan versucht er, Universitäten im Sinne der Flüchtlingssache zusammenzuführen.

Es gibt noch viele andere hier im Camp, die ein Volontariat ausüben. Die meisten von ihnen kommen irgendwo aus Europa hierher, ohne über große finanzielle Mittel zu verfügen. Sie schaffen es trotzdem irgendwie immer. Einige der Bewohner von Calais versuchen durch Couchsurfing oder ähnliches, den Volontären ihre Sache einfacher zu machen.

Mich erinnert das ein wenig an die Punker aus meiner Jugend. Die haben auch immer alles geschafft, ohne Kohle zu haben. Und die Punker waren damals immer gut zu uns.

 Ich will ab jetzt nur noch Freunde wie Victoria, Drew und Bill haben. Solche Menschen lassen dich niemals im Stich. Die denken an andere, bevor sie an sich selber denken. Solche Leute lernt man nur an Orten wie diesem hier kennen.

 

Bilder: Hammed Khamis

 

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Written by Hammed Khamis

Hammed Khamis wuchs in einer westdeutschen Gastarbeitersiedlung auf. Der Streetworker und Journalist ("Ansichten eines Banditen") setzt sich besonders für die Integration Jugendlicher mit Migrationshintergrund ein.

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